Ideen von Stadt- und Land­projekten sind grundsätzlich keine neue Sache. Vor einigen Jahren fanden sich im Umkreis von Bernau Menschen zusammen, die so etwas wirklich machen wollten. Durch Freundschaften, Beziehungen und gemeinsames politisches Engagement motiviert, wurde vier lange Jahre intensiv nach einem Platz und nach Unterstützern gesucht. Nicht alle blieben über diese Zeit am Ball, doch kurz bevor die Luft raus war, fügte sich alles zusammen. Eine Handvoll Menschen gründete gemeinsam mit dem Netzwerk Projektewerkstatt auf Gegenseitigkeit den Projektehof Wukania.

Als erstes Projekt etablierte sich in Wukania ein gemeinschaftliches Wohnprojekt. Doch der Hof war viel zu groß für ein Wohnprojekt, deshalb wurde bald offensiv um weitere Projekte geworben. Wukania wurde langsam ein Begriff. Weitere Menschen kamen, mit Umsetzungskraft und guten Ideen. Ein Großteil der verlassenen Gebäude wurde dank vieler helfender Hände zu Wohnhäusern, Arbeits- und Freizeitobjekten umgebaut und genutzt. Seit dem ersten Handschlag erfahren Menschen in Wukania ein intensives Zusammenleben. Mit einer Naturkita, einem Sportverein, einem Filmschnittplatz, diversen Workshops und politischen Seminaren, Verschenkemärkten, Kinderfreizeiten, der Wohnung für geflüchtete Menschen, kleinen Gärten und etwa 10 Hühnern konnten bisher ganz unterschiedliche Projekte auf dem Hof und in der Umgebung auf die Beine gestellt werden. Dabei gibt es oft auch gemeinsame Aktionen mit anderen lokalen Initiativen in Biesenthal, etwa gegen Fremdenhass oder für eine umweltgerechte Verkehrsanbindung.

Der Wukania Projektehof gehört mit seinen Projekten der Projektewerkstatt auf Gegenseitigkeit (PaG) an. Die Projektewerkstatt auf Gegenseitigkeit ist ein Zusammenschluss von Menschen, die mithilfe der Stiftung für dissidente Subsistenz (SdS) kollektive, solidarische und antikapitalistische Wohn- und Lebensverhältnisse ermöglichen bzw. verwirklichen wollen.

Die SdS ist Eigentümerin von Immobilien, in denen selbstorganisierte Wohn-, Lebens- und Arbeitsprojekte erprobt und gelebt werden. Den Gruppen wird die Immobilie zur Nutzung ausgeliehen und so die Trennung von Eigentum und Nutzung festgeschrieben.

Für den Ausbau und den Unterhalt der Gebäude sind die Gruppen selbst verantwortlich. Dabei ist ein Ziel, bei der Projektentwicklung unabhängig von Bankkrediten zu sein.

Die PaG wird von ihren Beteiligten selbst größtenteils unentgeltlich organisiert und lebt vom gegenseitigen Austausch und der Unterstützung der Beteiligten untereinander. Die Nutzer*innengruppen arbeiten gleichberechtigt an den Aktivitäten der Projektewerkstatt mit und beteiligen sich an Kennenlernprozessen für die Förderung weiterer Projekte. Somit übernehmen sie Verantwortung für das Eigentum der Stiftung, ohne selbst Eigentümer*innen zu werden.

Es sind nicht zuletzt die alltäglichen Begebenheiten, die den Projektehof so lebendig machen - und manchmal auch total anstrengend sein können: abends ohne große Verabredung gemeinsam essen, zusammen eine Hausparty oder einen Ausflug planen, ein Stunde lang den Akkuschrauber suchen oder die surrende Traube Kinder, die von Nest zu Nest fliegt. Jede*r hier weiß es zu schätzen, sich bei Bedarf in die eigenen vier Wände oder in die duftenden Wiesen und Wälder rings um Biesenthal zurückziehen zu können. Im Sommer lockt gleich hinterm Haus der Wukensee zum Baden, im Winter gibt‘s stattdessen Eishockey und Frostbeulen.

Eines liegt uns in Wukania allerdings besonders am Herzen: Die Verantwortung wird von allen geteilt. Das bedeutet, alle haben was zu sagen und alle fassen mit an - ganz ohne Boss. Um dabei nicht im Entscheidungschaos zu versinken, gibt es regelmäßige Treffen auf dem Hof und im Rahmen der Projektwerkstatt. Dort wird diskutiert, es werden Vereinbarungen getroffen, Entscheidungen gefällt und nach Bedarf Arbeitsgruppen gebildet. Das dauert zwar oft etwas länger, aber so bekommt jede*r eine Chance, sich einzubringen.

     

Für Gäste und Interessierte gibt es verschiedene Möglichkeiten Wukania kennenzulernen und Projekte in Wukania zu unterstützen.

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